Die Beregnungssaison 2022 neigt sich dem Ende entgegen und ein Rückblick auf den bisherigen Witterungsverlauf macht deutlich, dass das Jahr 2022 bisher viel zu trocken war.
Das Sommerhalbjahr startete vielerorts noch recht feucht, sodass Anfang bis Mitte April nur selten eine Beregnung erforderlich war. Ab Mai setzte dann jedoch trockenes Wetter ein, sodass die Böden zunehmend austrockneten und ein fortlaufender Beregnungseinsatz notwendig wurde. In den weiteren Monaten verschärfte sich dieser Trend. Besonders im August war die klimatische Wasserbilanz durch fehlende Niederschläge und hohe Temperaturen überdurchschnittlich negativ.
Um die aktuelle Situation besser einschätzen zu können, bietet sich die eben genannte klimatische Wasserbilanz als Betrachtungsgröße an. Hierbei wird eine Differenz aus gefallenen Niederschlägen und der Verdunstung berechnet. Ist der Wert negativ, so besteht ein Defizit und die Pflanzen müssen sich aus dem gespeicherten Bodenwasser versorgen. Sind die Bodenvorräte erschöpft und bleiben Niederschläge aus, sterben die Pflanzen ab, da kein Wasser mehr zur Verfügung steht.
In der Abbildung sind die Klimatischen Wasserbilanzen im Zeitverlauf der Jahre 2017 bis 2022 für den Standort Hannover abgebildet. Aktuell ist die klimatische Wasserbilanz mit -450 mm/v auf einem ähnlichen Niveau wie in den Trockenjahren 2018-2020. Letztes Jahr war hingegen vielerorts ein durchschnittliches Beregnungsjahr und 2017 war vor allem in den Sommer- und Herbstmonaten überdurchschnittlich feucht. Bei der Betrachtung des langjährigen Durchschnittswertes von 1981-2010 für Hannover mit -100 bis -150 mm/v wird deutlich, wie klar sich der Klimawandel in den letzten Jahren gezeigt hat.
Wir hatten durch das Jahr 2022 nun in vielen Teilen Niedersachsens das vierte Trockenjahr innerhalb von 5 Jahren. Immer mehr Beregnungsbetrieben fehlen dadurch die feuchten Jahre, um die Mehrentnahmen an Beregnungswasser in den Trockenjahren auszugleichen. Dies ist notwendig, um in der mehrjährigen Bilanzierung, die häufig möglich ist, die Wasserkontingente einzuhalten und keine Ordnungswidrigkeit zu begehen. Als Konsequenz daraus werden Kulturen zunehmend nur noch unzureichend mit Zusatzwasser versorgt, sodass Mindererträge und schlechte Produktqualitäten die Folge sind. Außerdem stellen viele Betriebe ihre Fruchtfolgen um, sodass Kulturen mit geringeren Zusatzwasserbedarfen immer häufiger auf den Feldern zu sehen sind. Doch auch diese Kulturen können bei der extremen Trockenheit der letzten Jahre nur unterdurchschnittliche Erträge erzielen. Als Folge daraus werden weniger heimische Lebensmittel produziert, auf den Höfen sinken die Erlöse und die Wertschöpfung in der Region ist rückläufig.